zyklusabhängige Migräne und Histamin
Hormone und der weibliche Zyklus
Der weibliche Zyklus wird durch die Hormone Östrogen und Progesteron moduliert. In der ersten Zyklushälfte werden Östrogene ausgeschüttet, um die Eizellreifung in den Eierstöcken zu fördern. Pro Zyklus werden ca. 25-30 Eizellen zum Wachstum angeregt. Der höchste Östrogenspiegel ist kurz vor dem Eisprung (Ovulation) messbar. Während der Ovulation wird die prominenteste Eizelle (Follikel) durch das Platzen einer äußeren Hüllen über den Eileiter in die Gebärmutter geschwemmt.
Nach dem Eisprung beginnt die zweite Zyklushälfte. Der sprungreife Follikel ist von einem Gelbkörper umgeben, der sich während der Ovulation von der Eizelle löst. Der Gelbkörper produziert Progesteron, das nun in einer höheren Konzentration vorhanden sein sollte als Östrogen. Progesteron sorgt unter anderem dafür, dass sich die Gebärmutterschleimhaut aufbaut und optimale Bedingungen für eine mögliche Schwangerschaft bestehen. Der Gelbkörper stellt nach ca. 10- 12 Tagen die Progesteronabgabe ein. Es kommt dadurch zu einem Hormonabfall. Die aufgebaute Gebärmutterschleimhaut wird nicht mehr so stark durchblutet, beginnt sich zu lockern und wird mit Einsetzen der Menstruationsblutung ausgeschieden. Ein neuer Zyklus beginnt.
Zyklusabhängige Migräne
Eine zyklusabhängige Migräne tritt meist erstmalig in hormonellen Umbruchphasen auf. Während der Pubertät, nach Schwangerschaften oder im der Zeitraum der Wechseljahre. Typisch für eine hormonabhängige Migräne ist auch das unbefriedigende Ansprechen auf Schmerzmittel.
Ursachen können eine Östrogendominanz oder ein Progesteronmangel (Lutealinsuffizienz) sein. Bei einer Östrogendominanz sind die Laborwerte von Östrogenen und Progesteron im Normbereich, aber das Verhältnis beider Hormone zueinander ist unausgewogen. Bei einem Progesteronmangel wird in der zweiten Zyklushälfte zu wenig Progesteron freigesetzt. Typische Begleiterscheinungen können unreine Haut, PMS (Prämenstruelles Syndrom), Gewichtszunahme, depressive Verstimmungen, starke, unregelmäßige oder schmerzhafte Blutungen sein. Die Ursachen hormoneller Dysbalancen sollten innerhalb der Anamnese erforscht werden.
Die zyklusabhängige Migräne tritt häufig in der zweiten Zyklushälfte und/oder während der Menstruation auf. In dieser Phase ist der Progesteronspiegel auf Grund einer Östrogendominanz oder eines „echten“ Mangels zu niedrig. Der niedrige Progesteronspiegel führt nicht nur zum Zusammenziehen von Blutgefäßen innerhalb der Gebärmutterschleimhaut, sondern kann auch zuführende Gefäße im Kopf betreffen. Dies kann ein Auslöser für Migräne und Kopfschmerzen sein.
Die Sammlung der komplexen Beschwerden, die aus einem Hormonmangel oder -überschuss entstehen können und der Zeitpunkt der Migräne geben erste Hinweise. Der Verdacht einer hormonabhängigen Migräne kann mit einer Speichelmessung der Hormone bestätigt oder ausgeschlossen werden.
Histaminintoleranz und zyklusabhängige Migräne
Histamin ist ein Gewebshormon, Neurotransmitter und Entzündungsmediatior (Botenstoff), der gehäuft bei allergischen oder pseudoallergischen Reaktionen ausgeschüttet wird. Histamin kommt in verschiedenen Zellen (Mastzellen/ basophile Granulozyten) und im Verdauungstrakt vor. Bei Frauen kann Histamin auch von Gewebszellen der Eierstöcke und Gebärmutter ausgeschüttet werden.
Eine Histaminintoleranz kann entstehen, wenn zu viel histaminhaltige Nahrungsmittel aufgenommen werden, die histaminabbauenden Enzyme nicht richtig funktionsfähig sind oder das Verhältnis von Aufnahme und Abbau gestört ist. Zu einem Großteil sind Frauen mittleren Alters von einer Histaminintoleranz betroffen und ein sehr hohen Prozentsatz leidet auch an zyklusbedingter Migräne und schmerzhaften Regelblutungen.
Kommt es zu einer vermehrten Anflutung von Histamin, beispielsweise durch den Verzehr von Nahrungsmitteln mit hohem Histamingehalt (Meeresfrüchte, Tomaten oder Rotwein), werden biochemische Prozesse in Gang gesetzt. Diese können eine vermehrte Östrogenproduktion in den Eierstöcken auslösen und zu einer lokalen Östrogendominanz führen. Die Ausschüttung weiterer Entzündungsmediatoren, vornehmlich Porstaglandin, regt die Muskeln der Gebärmutter zur Kontraktion an, was als schmerzhaftes Ziehen im Unterleib spürbar ist.
Histaminhaltige Lebensmittel können häufig in der zweiten Zyklushälfte schlechter toleriert werden als in der ersten Hälfte. Die histamingetriggerte Östrogendominaz, die niedrigen Progesteronspiegel und die vermehrte Ausschüttung von Entzündungsmediatoren können Migräne und Kopfschmerzen auslösen.
Können diese Zusammenhänge beobachtet werden, ist es ratsam histaminhaltige Lebensmittel zu reduzieren oder besonders in der zweiten Zyklushälfte auf sie zu verzichten.
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