Der weibliche Zyklus
Der weibliche Zyklus wird durch ein fein abgestimmtes hormonelles Zusammenspiel moduliert. Die bekanntesten weiblichen Sexualhormone sind die Östrogene und das Progesteron. Beide Hormone werden von einem übergeordneten Regelkreis gesteuert. Der Hypothalamus gibt zyklusabhängig und rhythmisch das Freisetzungshormon (GnRH) an die Zwirbeldrüse (Hypophyse) ab. In der Zwirbeldrüse stimuliert das Freisetzungshormon zwei Steuerhormone. Das Follikelstimulierende Hormon fördert die Produktion von Östrogen an den Eierstöcken und somit die Eizellreifung. Das Luteinisiernde Hormon fördert die Progesteronbildung in der zweiten Zyklushälfte.
Man kann sich diese Kasakade wie ein Domino vorstellen. Im Blut wird die Konzentration der verfügbaren Hormone gemessen und gibt Rückmeldung, ob mehr oder weniger Hormone zur Verfügung gestellt werden müssen. Werden zum Beispiel Östrogene in der ersten Zyklushälfte benötigt, erhält der Hypothalamus diese Information auf Grund des niedrigen Östrogenspiegel im Blut und setzt das „Hormondomino“ in Gang. Es wird GnRH ausgeschüttet und über das Follikelstimulierende Hormon werden die Eierstöcke stimuliert Östrogene zu produzieren.
Die erste Zyklushälfte – Zeit der kraftvollen Energie
Die erste Zyklushälfte beginnt mit dem ersten Tag der Menstruationsblutung und endet mit dem Eisprung (Ovulation) ca. 12/13 Tage später. Das dominierenden Hormon ist das Östrogen. Die meisten Frauen fühlen sich in der ersten Zyklushälfte kraftvoll, geistig aktiv und voller Tatendrang. Evolutionsbedingt auch sinnvoll, da die körperliche und geistige Empfängsbereitschaft für eine mögliche Schwangerschaft gegeben sein sollte. In dieser Phase sind Frauen weniger stressanfällig und in ihren Bedürfnissen eher nach außen gerichtet.
Die zweite Zyklushälfte – Zeit der inneren Einkehr
Die zweite Zyklushälfte beginnt nach dem Eisprung und endet mit dem Einsetzen der Menstruationsblutung. Während des Eisprungs löst sich die Eizelle aus ihrer Hülle und „springt“ aus dem Eierstock in die Eileiter. Die Hülle der gesprungenen Eizelle beginnt nun das Hormon Progesteron freizusetzen. In der zweiten Zyklushälfte können sich Frauen eher empfindsam, emotional oder unausgeglichen fühlen. Folglich sind sie auch empfänglicher für Stress. Neben mentalen Empfindungen können auch körperliche Veränderungen, wie Brustspannen, das Gefühl des Aufgeblähtseins oder Kopfschmerzen das Allgemeinbefinden beeinflussen.
Meist beginnen Frauen erst mit Anfang/Mitte Dreißig sich als „zyklisches Wesen“ wahrzunehmen und ein Bewusstsein über die unterschiedlichen Phasen zu entwickeln. Die Eigenwahrnehmung mentaler und körperlicher Empfindungen, ist der erste Schritt auf die eigenen Bedürfnisse zu hören, sie zu verstehen und ihnen auch Beachtung zu schenken.
Stress und weibliche Hormone
Wie kann chronischer Stress die Hormonbalance durcheinanderbringen
Chronischen Stress versucht der Körper durch eine Dauererregung des vegetativen Nervensystems (sympathisches Nervensystem) und Ausschüttung von Stresshormonen auszugleichen. Die bekanntesten Stresshormone sind Noradrenalin , Adrenalin und Cortisol. Sie werden, wie die Sexualhormone über einen Regelkreis gesteuert, aber in den Nebennieren produziert. Während in akuten Stresssituationen Noradrenalin/Adrenalin dominieren, ist bei chronischem Stress häufig Cortisol erhöht.
Die Sexualhormone (Östrogene, Progesteron,Testosteron) und Cortisol sind Steroidhormone und werden über enzymatische Stoffwechselvorgänge und verschiedene Hormonvorstufen aus Cholesterin synthetisiert. Dabei können Cortisol und die Sexualhormone aus gemeinsame Hormonvorstufen hergestellt werden.
Während dauerhafter Stressbelastungen powern die Nebennieren und schütten vermehrt Cortisol und DHEA (Dehydroepiandrosteron) aus. DHEA wird hauptsächlich in der Nebennierenrinde gebildet, ist eine Vorstufe zur Östrogen- und Testosteronsynthese.
Die Bewältigung von chronischem Stress und somit die Produktion von Cortisol kann Vorrang gegenüber der Synthese der Sexualhormone haben. Da die Sexualhormone und Cortisol aus Cholesterin und teilweise aus den gleichen Hormonvorstufen gebildet werden, kann die Sexualhormonproduktion aus der Balance geraten. Statt über verschiedene Synthesewege Östrogen, Testosteron und Progesteron zu bilden, wird nun vermehrt Cortisol bereitgestellt, um den Stress zu kompensieren. Daher hat Stress einen großen Einfluss auf die Bildung und Ausschüttung der Hormone.
Typische Beschwerden im Bezug auf die Sexualhormone
- Zyklusstörungen
- PMS
- Stressakne
- Haarausfall
- Libidoverlust
- Wassereinlagerungen
- Stimmungsschwankungen
- Migräne
Typische Beschwerden durch chronischen Stress
- Kopfschmerzen
- Infektanfälligkeit
- Schlafstörungen
- Konzentrationsstörungen/ Leistungsschwäche
- Muskuläre Verspannungen
- Verdauungssprobleme
- Erhöhte Entzündungsbereitschaft
- Herz-/Kreislaufbeschwerden
Einzelne Hormone können nicht isoliert betrachtet werden. Sie sollten immer in Relation zueinander, ihrem Zusammenspiel und der Patientin gesehen werden. Die ausführliche Anamnese kann Hinweise auf hormonelle Dysbalancen ergeben und inwiefern Stress Einfluss auf die Hormone haben kann. Eine weiterführende Diagnostik, wie Hormonbestimmungen im Speichel, können die Beschwerden in Einklang mit einem hormonellen Ungleichgewicht bringen.
Gerade Frauen achten im Alltag eher darauf, dass es ihrem Umfeld gut geht und stellen ihre Bedürfnisse häufig hinten an. Stressbewältigung und achtsame Selbstfürsorge sind nicht nur wichtig für Gesundheitsprävention, sondern auch eine wichtige Grundsäule für Heilung und Genesung.
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